LSV-Präsident Tiessen: „Jegliche Form von Fremdenfeindlichkeit, Ausgrenzung, Hass auf andere Menschen aufgrund ihrer Nationalität, Hautfarbe, Religionszugehörigkeit oder kulturellen Herkunft hat im Sport in Schleswig-Holstein keinen Platz.“
Am 5. März 2015 hat der Landessportverband Schleswig-Holstein (LSV) ein Sofort-Programm zur Integration von Asylsuchenden und Flüchtlingen in den und durch den Sport in Schleswig-Holstein vorgestellt. Damit reagiert der LSV auf die aktuell große Zahl der Asylsuchenden und Flüchtlinge, die seit 2008 auch in Schleswig-Holstein kontinuierlich gestiegen ist. Für dieses Jahr gibt es Prognosen, dass ca. 20.000 Menschen, die aufgrund der politisch extrem unübersichtlichen Situation in einigen Staaten Afrikas sowie im Irak und Syrien in Schleswig-Holstein als Flüchtlinge aufgenommen werden müssen.
„Mit diesem konkreten Maßnahmenpaket hat der Landessportverband einen weiteren wichtigen Baustein seines breiten gesellschaftspolitischen Engagements gesetzt und dokumentiert damit seine unbedingte Bereitschaft zur Übernahme sozialer Verantwortung. Dabei greift er auf die umfangreich vorhandenen Erfahrungen, Netzwerke und Kontakte seines Verbandes und seiner Sportjugend aus den Projekten und Programmen „Integration durch Sport“, „Sport gegen Gewalt, Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit“ sowie „Kein Kind ohne Sport“ zurück“, sagte LSV-Präsident Hans-Jakob Tiessen. Er verband damit die klare Botschaft: „Jegliche Form von Fremdenfeindlichkeit, Ausgrenzung, Hass auf andere Menschen aufgrund ihrer Nationalität, Hautfarbe, Religionszugehörigkeit oder kulturellen Herkunft hat im Sport in Schleswig-Holstein keinen Platz. Das Motto „Sport für alle“ hat selten so viel Bedeutung gehabt wie in diesen Tagen.“
Der LSV-Präsident dankte den drei anwesenden Vertretern der schleswig-holsteinischen Top-Sportvereine THW Kiel, SG Flensburg-Handewitt und KSV Holstein Kiel, Sabine Holdorf-Schust, Holger Glandorf und Rafael Kazior dafür, dass ihre Mannschaften sich hinter die neue Initiative des Landessportverbandes stellen. Alle drei Mannschaften haben sich mit ihren Mannschaftsführern auf Anfrage des LSV sofort als Botschafter dieses Programms zur Verfügung gestellt.
Besonders lobte Tiessen auch den Gettorfer Turnverein, in dessen Räumlichkeiten das Maßnahmenpaket vorgestellt wurde. Dieser Verein stehe exemplarisch für die zahlreichen Sportvereine im Land, die durch ihre Angebote und eine gute Vernetzung mit verschiedensten Organisationen und Partnern vor Ort Flüchtlingen und Asylsuchenden Möglichkeiten zur kostenfreien Teilhabe an ihrem Sportangebot bieten und dabei die klare Botschaft aussenden: „Sport für alle in unserem Verein, ohne Grenzen, ohne Sprachbarrieren, ohne Blick auf die Hautfarbe und Religion.“
Für Innenminister Stefan Studt sind der Landessportverband Schleswig-Holstein und seine Sportvereine ein wichtiger und unverzichtbarer Partner bei der Integration von Flüchtlingen. „Die Wahrnehmung gesamtgesellschaftlicher Verantwortung hat im organisierten Sport unseres Landes eine lange und gute Tradition“, sagte Studt. Sport sei ein starker Motor für Integration. Er biete Verständigung über Sprach- und Kulturbarrieren hinweg. Nationalität und Hautfarbe hätten im Sport keine Bedeutung. Die Regeln des Sports wie Fairness, Disziplin und Teamgeist trügen dazu bei, weltanschauliche Brücken zu bauen. Die Vereinslandschaft in Schleswig-Holstein mit 2.600 Sportvereinen eigne sich in besonderer Weise als Integrationsplattform, weil fast jeder einen Verein in seiner Nachbarschaft habe. Mit seinem beim Gettorfer Turnverein von 1889 e.V. gestarteten Sofortprogramm mache der LSV deutlich, dass Integration durch Sport eine dauerhafte Aufgabe sei, die es notwendig mache, erfolgreiche Konzepte weiterzuentwickeln und aktuelle Entwicklungen aufzugreifen. „Ich freue mich, dass der LSV bei dieser großen Herausforderung mit an der Spitze der Bewegung steht“, sagte Studt.
Das Maßnahmenpaket des Landessportverbandes in der Übersicht:
- Übernahme des Versicherungsschutzes durch den Landessportverband für alle Asylsuchenden/Flüchtlinge, die an Angeboten in den Vereinen und Verbänden des Landessportverbandes teilnehmen wollen. Dieser Schutz gilt sowohl für die Sportlerinnen und Sportler als auch für Begleitpersonen.
- Einrichtung einer Steuerungsgruppe, in der u.a. Vertreter des LSV, der Sportjugend Schleswig-Holstein, des Flüchtlingsrates, des Ministeriums für Inneres und Bundesangelegenheiten sowie Integrationsbeauftragte mitarbeiten, um alle Fragen zum Thema kurzfristig und lösungsorientiert zu bearbeiten.
- Bestandsaufnahme und Bedarfsermittlung, um die örtlichen Kontaktstellen für Asylsuchende und Flüchtlinge mit Vereinen und Verbänden des Landessportverbandes zusammenzubringen.
- Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Schule und Berufsbildung des Landes Schleswig-Holstein in Bezug auf schulpflichtige Kinder und Jugendliche. Dabei Förderung der Kooperation von Vereinen mit den ca. 100 DAZ-Zentren (Deutsch als Zweitsprache), in denen schulpflichtige Kinder und Jugendliche unterrichtet werden.
- Sensibilisierung der Sportvereine und -verbände bezüglich des Themas Asylsuchende/Flüchtlinge durch Unterstützung der Netzwerkarbeit mit Organisationen vor Ort sowie Qualifizierung der Vereine und Verbände für dieses Thema.
- Eventuelle finanzielle Unterstützung von Einzelmaßnahmen und in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen.
- Erarbeitung eines Antwortkatalogs (FAQ) als Unterstützung für die Vereine und Verbände zu Themen wie notwendige Vereinsmitgliedschaft, Teilnahme am Wettkampfbetrieb der Verbände, Residenzpflicht, minderjährige Asylsuchende, Sozialleistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket etc.