1. Platz und 3.000 Euro an das Kieler Jugendkutterprojekt
Zehn Sportvereine aus Schleswig-Holstein sind am 12. Dezember im Kieler „Haus des Sports“ im Rahmen der LSV-BARMER-Breitensportpreisverleihung 2017 für ihre beispielhaften Angebote und Projekte, die aufzeigen, dass Sport auf vielfältige Art und Weise Menschen miteinander verbindet, mit Preisgeldern in Höhe von insgesamt 13.000 Euro belohnt worden. Den 1. Platz errang der Verein Kieler Jugendkutterprojekt e.V., der für seine herausragende Arbeit mit 3.000 Euro belohnt wird, gefolgt von der Pferdesportgemeinschaft Flensburg-Land und dem VfL Pinneberg.
Die BARMER steuerte als Hauptsponsor des Breitensportpreises 10.000 Euro bei, 3.000 Euro stellte der Landessportverband Schleswig-Holstein (LSV) zur Verfügung. Die Summe wird in Teilbeträgen an die ausgezeichneten Vereine vergeben.
Seit 1997 schreiben die beiden Partner gemeinsam einen Preis für Sportvereine aus, die sich um den Sport in Schleswig-Holstein besonders verdient machen. Seit dem Start haben sich insgesamt 282 Vereine mit 580 Einreichungen an den Ausschreibungen beteiligt - einige Vereine auch mehrfach. In dieser Zeit wurden mehr als 250.000 Euro an die Sportvereine ausgeschüttet, die direkt der Arbeit an der Basis zugutegekommen sind.
Die Ehrungen wurden von LSV-Präsident Hans-Jakob Tiessen, dem Sportreferenten des Innenministeriums, Eckhard Jacobs, der die krankheitsbedingt abwesende Staatssekretärin Kristina Herbst vertrat, und dem Regionalgeschäftsführer der BARMER Kiel, Detlef Wenzel, vorgenommen.
LSV-Präsident Hans-Jakob Tiessen hob bei der Ehrungsveranstaltung den Vorbildcharakter der zahlreichen Projekte in den Sportvereinen hervor: „In unseren Vereinen wird unter dem Motto „Sport für alle“ ein weitreichender Beitrag für die Integration von Menschen fremder Herkunft, Religion oder Kultur geleistet – für Migrantinnen und Migranten sowie geflüchtete Menschen gleichermaßen. Ebenso werden Menschen mit körperlichen oder geistigen Handicaps über den Sport in die Gesellschaft eingebunden. Ich übertreibe sicher nicht, wenn ich sage, „Der Sport ist der Integrations- und Inklusionsmotor schlechthin.“ Nicht nur die hier ausgezeichneten Vereine, sondern auch viele andere Vereine im ganzen Land bereichern mit vorbildlichen Programmen und Veranstaltungen sowie Aktionen und Projekten vor Ort das soziale Leben in den Städten und Gemeinden.“
Auch der Sportreferent des Innenministeriums Eckhard Jacobs betonte bei der Preisverleihung die in diesem Bereich herausragende Bedeutung des Sports und der Sportvereine: „Jeder Mensch, egal ob er sozial benachteiligt ist, ob er Probleme in seinem Umfeld hat oder ob er einfach nur gesünder leben will, kann in unseren Sportvereinen ein Angebot finden. Viele Menschen haben aber oft kein funktionierendes Umfeld und trauen sich gar nicht erst in die Sportvereine. Und selbst dafür hat der Sport eine Antwort. Er geht aktiv auf sie zu, über Schulen, Kitas, Arztpraxen oder soziale Einrichtungen und holt die Menschen dort ab, wo sie sind. Das ist eine großartige Leistung des Sports, die gesellschaftspolitisch nicht hoch genug bewertet werden kann.“
„Regelmäßige Bewegung beugt zahlreichen Krankheiten vor. Sportvereine sind der ideale Ort, die Themen Bewegung, Spaß und Gesundheit miteinander zu verknüpfen. Ich bin immer wieder begeistert, welche hervorragenden Ideen die Menschen in den schleswig-holsteinischen Vereinen entwickeln. Der LSV-BARMER-Breitensportpreis honoriert diese vielfältigen Initiativen der Vereine im Land“, erklärt Detlef Wenzel, Regionalgeschäftsführer BARMER Kiel.
Die Top3-Platzierten im Porträt (Auszüge aus den Laudationes):
Der erste Preis, dotiert mit 3.000 Euro, wurde in diesem Jahr an den Verein Kieler Jugendkutterprojekt e.V. vergeben.
Der Verein Kieler Jugendkutterprojekt e.V. besteht seit 16 Jahren und hat sich zum Ziel gesetzt, sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche aus dem Kieler Raum durch das Jugendkuttersegeln zu fördern. Der Schwerpunkt der Jugendarbeit liegt in den Kieler Ostuferstadtteilen Gaarden, Ellerbek-Wellingdorf und Dietrichsdorf. Der Verein ist wie ein Förderverein strukturiert, d.h., die erwachsenen Mitglieder segeln nicht im Jugendkutterprojekt, sondern unterstützen den Verein durch ihren Beitrag oder durch ehrenamtliche Mitarbeit. Die Kinder und Jugendlichen sind keine Mitglieder und zahlen keine Beiträge. Der Verein hat zwei Jugendboote für seine Bedürfnisse umgebaut und segelt mit verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen aus Kieler Förder-, Gemeinschafts- und Berufsschulen sowie Einrichtungen der Jugendhilfe. Seit 2013 erweitert die „Seestern“ - ein Schiff, das über elf Kojen, Kombüse und einen kleinen Salon verfügt - das Angebot des Vereins.
Die Projekte des Vereins sind vielfältig. Beispielhaft seien die folgenden genannt: Seit einigen Jahren organisiert der Verein ein besonderes Projekt mit dem Förderzentrum für geistige Entwicklung an der Ellerbeker Schule in Kiel. Einmal wöchentlich kommen Schülerinnen und Schüler dieser Einrichtung zum Kuttersegeln an den Kieler Hafen. In den Wintermonaten helfen sie bei den Bootsarbeiten. Schon nach kurzer Zeit zeigt sich, dass das Projekt das Selbstbewusstsein und Körpergefühl der Schülerinnen und Schüler fördert und diese in ihrer Entwicklung unterstützt. Darüber hinaus wird auch eine integrative Jugendarbeit mit geflüchteten Jugendlichen auf den Weg gebracht. Hier unterhält der Verein eine intensive Zusammenarbeit mit dem regionalen Bildungszentrum in Kiel-Gaarden. Im Winter organisiert das Jugendkutterprojekt Schwimmunterricht für diese Zielgruppe. Nach dem Erreichen des Bronze-Schwimmabzeichens wird Segeln angeboten. Egal ob beim Schwimmen, Segeln oder der Teilnahme an den Bootsarbeiten – alles bringt für die Geflüchteten stets auch eine Verbesserung der Sprachkenntnisse mit sich.
Das Kieler Jugendkutterprojekt ist eng verbunden mit dem Namen Jürgen Pautke. Er ist von Anfang an die gute Seele des Vereins und gleichermaßen Segellehrer, Bootsbauer, Sozialpädagoge, Koch, Integrationslotse, Lehrer, Handwerker, Schwimmlehrer, Netzwerker und noch vieles mehr.
Den zweiten Preis, dotiert mit 2.500 Euro, erhielt die Pferdesportgemeinschaft Flensburg-Land.
Die Pferdesportgemeinschaft Flensburg-Land (Kreis Schleswig-Flensburg) ist ein reiner, äußerst aktiver und gut aufgestellter Reit- und Fahrsportverein mit 114 Mitgliedern. Die umfangreichen Angebote umfassen neben dem Reitunterricht in Gruppen und in Einzellehrgängen auch verschiedene Lehrgänge, therapeutisches und heilpädagogisches Reiten, besondere Reitangebote für Jungen und Männer, Ringreiten, Ponycamps, aber auch Ausbildungslehrgänge in der Pferdewirtschaft.
Für den LSV-BARMER-Breitensportpreis 2017 hat sich die Pferdesportgemeinschaft Flensburg-Land mit dem außergewöhnlichen Inklusionsprojekt „Valley of tears - Im Tal der Tränen“ beworben. Der Verein studierte ein Pferdeinklusionstheater im Rahmen einer Reithallenfeier ein, woraus rasch die Idee entstand, ein Open Air-Theater zu kreieren. So wurde in Zusammenarbeit mit der Landesarbeitsgemeinschaft Spiel, vielen weiteren Partnern und Helfern sowie Studenten der Europa-Universität Flensburg und in enger Zusammenarbeit mit Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen, dem Holländerhof in Flensburg und der Mürwiker Stiftung dieses einmalige Projekt realisiert.
Nach monatelangen Proben entstand ein Westernstück mit 16 Amateur- und Profischauspielern mit und ohne Handicap, die mit großem Engagement, kurzweiligen Dialogen und liebevollen Details ein einzigartiges Erlebnis für die Zuschauer schufen. Eine Kostümbildnerin, eine Produktionsleitung, eine Reittherapeutin, ein Theaterpädagoge und ein Regisseur ergänzten das Team. Unterstützt wurde das Vorhaben von ehrenamtlich Aktiven der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr, des Sanitätsdienstes und der Waldjugend. Die Pferde wurden von der Pferdetrainerin des Vereins optimal auf ihren großen Auftritt vorbereitet. Die Vierbeiner fügten sich ebenso wie die Schauspielerinnen und Schauspieler in den Landschafts-Naturpark „Obere Treenelandschaft“ ein, der die Kulisse für das Spektakel bildete, und traten immer wieder in rasanten Szenen auf. Aufgrund des großen Erfolges beim Publikum und den Mitwirkenden ist eine Fortsetzung des Projektes in 2018 geplant.
Der dritte Preis, dotiert mit 2.000 Euro, ging an den VfL Pinneberg.
Der VfL Pinneberg gehört mit über 5.000 Mitgliedern und einer großen Angebotspalette, die sich stark an den Wünschen und Bedürfnissen seiner Mitglieder und Partner ausrichtet, zu den größten Sportvereinen im Landessportverband Schleswig-Holstein. Die Zukunft des Vereins sehen die Verantwortlichen aus Pinneberg vor allem in einer modernen Kundenorientierung.
In der Bewerbung für den LSV-BARMER Breitensportpreis 2017 hat der VfL Pinneberg drei Themenschwerpunkte in den Vordergrund gestellt:
Die sogenannte „Couchpotato-Studie 2017“ des VfL Pinneberg beschäftigte sich u.a. mit der Frage: „Wie lockt man einen Sportmuffel von der Couch und bringt ihn dazu, sich wieder regelmäßig zu bewegen?“ Für die 14 „Couchies“, die sich an der internen Studie beteiligten, wurden individuelle Sport- und Bewegungsprogramme erstellt und auf die einzelnen Teilnehmerinnen und Teilnehmer abgestimmt. Die Verantwortlichen im Verein ziehen ein positives Fazit aus der „Couchpotato-Studie“. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer hätten sich danach fitter gefühlt, Spaß an der Sportpraxis gehabt und vor allem das soziale Gefüge innerhalb des Vereins genossen.
Der VfL Pinneberg hat sich dem Motto „Sport für alle“ verschrieben und legt viel Wert darauf, geflüchtete Menschen in bestehende Gruppen des Vereins einzubinden, um diese rasch in das Vereinsleben zu integrieren. Ein Integrationslotse, der die Willkommensangebote für Geflüchtete im Verein koordiniert, leistet dabei wertvolle Dienste.
Auch unterrepräsentierte Gruppen werden vom VfL Pinneberg besonders gefördert, beispielsweise beim Deutschen Sportabzeichen. Als der Verein neue Helferinnen und Helfer für das Training und die Abnahme des ältesten deutschen Fitnessordens suchte, sah eine neu nach Deutschland gekommene Familie aus Afghanistan dies als eine willkommene Gelegenheit, sich aktiv in den Sportverein einzubringen. Die Familienmitglieder haben sich zu Prüfern für das Deutsche Sportabzeichen ausbilden lassen und unterstützen damit den Verein - hochmotiviert und dankbar, endlich etwas Sinnvolles tun zu können, anderen etwas zurückgeben zu können und auch einmal aus der Position des Nehmers in die Position des Gebers zu wechseln. Dies hilft nicht nur dem Verein, sondern stärkt auch das Selbstwertgefühl der neuen Mitbürger.
Sieben weitere Preisträger erhielten Geldpreise
Neben den vorgenannten Preisträgern wurden sieben weitere Sportvereine mit Preisen bedacht. Der SV Tungendorf Neumünster, der Raisdorfer TSV die Kaltenkirchener
Turnerschaft und der Hoisbütteler Sportverein erhielten jeweils 1.000 Euro.
Über 500 Euro konnten sich der SC Gut Heil Neumünster, der Ahrensburger TSV und die TSV Reinbek freuen.