LSV, IHK und HWK übergeben Studie zum „Wert des Sports im Sportland Schleswig-Holstein“ an Landtagspräsidentin Kristina Herbst

Bundesweit einzigartige Studie:

Landessportverband, IHK Schleswig-Holstein und Handwerkskammer Schleswig-Holstein übergeben wissenschaftliche Studie zum „Wert des Sports im Sportland Schleswig-Holstein“ an Landtagspräsidentin Kristina Herbst

  • Wirtschaftliche Bedeutung des Sports gestiegen
  • Mehr als 7 Mrd. Euro Umsatz des Sportsektors
  • 51.460 sozialversicherungspflichtig Erwerbstätige im Sport
  • Über 236.000 ehrenamtlich Engagierte in den Sportvereinen des Landes
  • Rund 237 Mio. Euro Steuereinnahmen durch den Sport
  • 1,5 Mrd. Euro Einsparpotenzial bei direkten und indirekten Gesundheitskosten durch Sport/Prävention

 

Der Landessportverband Schleswig-Holstein (LSV), die IHK Schleswig-Holstein und die Handwerkskammer Schleswig-Holstein haben heute (5. Juni) im „Haus des Sports“ in Kiel gemeinsam eine wissenschaftliche Studie zum „Wert des Sports im Sportland Schleswig-Holstein“ vorgestellt und diese an die Präsidentin des Schleswig-Holsteinischen Landtages, Kristina Herbst, übergeben. Der Auftrag zur Erstellung dieser Studie, die insbesondere wirtschaftliche und gesellschaftliche Effekte des Sports im Fokus hat, war vom LSV an Prof. Dr. Jens Flatau, Leiter Sportökonomie und Sportsoziologie am Institut für Sportwissenschaft der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, vergeben worden.

Der Präsident des Landessportverbandes, Hans-Jakob Tiessen, hob den besonderen Wert der Studie hervor: „Diese Studie folgt der 2017 ebenfalls durch den Landessportverband beauftragten Studie zum „Wert des Sports“, bei der bundesweit erstmalig ein Sportverband und eine große Wirtschaftsorganisation auf Landesebene im Zuge einer wissenschaftlichen Studie zusammengearbeitet haben, und die seinerzeit bereits weitreichende Beachtung fand. Mit der nunmehr vorliegenden neuen Studie, die auch umfangreiches Datenmaterial aus dem landesweiten Handwerk beinhaltet, wird eindrucksvoll belegt, dass die wirtschaftliche Bedeutung des Sports in Schleswig-Holstein gerade nach den schwierigen letzten Jahren nicht nur außerordentlich groß ist, sondern sogar noch zugenommen hat. Dass zudem auch wesentliche Effekte des Sports für das Wohlbefinden und die Gesundheit der Menschen sowie für die Entwicklung der Gesellschaft beziffert werden konnten, macht den besonderen Mehrwert der Studie aus. Wir sehen die Studie daher auch als einen wichtigen Beitrag zur Untermauerung des weiteren Weges zum „Sportland Schleswig-Holstein“ an.“

Hagen Goldbeck, Präsident der IHK Schleswig-Holstein, betonte: Der Sport wirkt als Querschnittsbranche sowohl in eine Vielzahl von Branchen, vor allem aber auch in sehr viele gesellschaftliche Bereiche hinein. Sowohl über den Sportstättenbau, die Produktion von Sportgeräten oder die Durchführung, Betreuung und Bewerbung von Sportveranstaltungen als auch über die Vielzahl an Angeboten für Wassersport- und andere Touristen ist der Sport Initiator wirtschaftlicher Tätigkeit, schafft Arbeitsplätze und Einkommen und sorgt für Wertschöpfung und Steuereinnahmen. Zudem vermitteln die Vereine viele Facetten von Sozialkompetenz, die die Unternehmen an ihren Mitarbeitenden schätzen und würdigen. Daher gilt aus unserer Sicht: „Sportförderung ist immer auch Wirtschaftsförderung und ein Invest in den Zusammenhalt unserer Gesellschaft!“

Andreas Katschke, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Schleswig-Holstein, ergänzte: „Die wirtschaftlichen Anstoßeffekte des Sports sind in Handwerk und Mittelstand in vielen Bereichen spürbar. Das gilt für Betriebe der Bauwirtschaft, die beim Bau oder der Unterhaltung von Sportstätten mitwirken. Es gilt für Bäckereien, die bei Sportveranstaltungen die Besucher versorgen und für Gebäudereiniger, die Sportstätten säubern. Die Bedeutung des Sports geht aber weit über messbare wirtschaftliche Effekte hinaus. Im unmittelbaren Umfeld der Menschen, insbesondere im ländlichen Raum, hat der Sport eine wichtige soziale Funktion. Betriebsinhaberinnen und -inhaber sowie Beschäftigte leisten in den Sportvereinen ehrenamtliche Arbeit und tauschen sich mit anderen Mitgliedern aus. Viele Betriebe bringen sich als Sponsoren ein. Häufig lernen Betriebe hier auch junge Menschen kennen, die eine Berufsausbildung vor Ort absolvieren möchten. Der Sport stärkt also überall im Flächenland Schleswig-Holstein das gesellschaftliche Miteinander und die Wirtschaftsstruktur.“

Prof. Dr. Jens Flatau erläuterte die Ergebnisse der Studie. Der Sport sei ökonomisch betrachtet eine Querschnittsbranche. Der durch die diversen Wirtschaftsbereiche, u.a. Angebote/Gelegenheiten zum Sporttreiben, Sportartikelproduktion und -handel, Sportanlagenbau, Sporttourismus, Zuschauersport oder Sportdienstleistungen generierte steuerbare Umsatz des Sportsektors betrug im Jahr 2021 über 7 Milliarden Euro, was gut 3,5 Prozent des gesamten Umsatzes der schleswig-holsteinischen Privatwirtschaft entspricht. Da in der zugrunde liegenden Statistik weder der öffentliche Sektor noch die Freien Berufe mit enthalten sind, liegt der tatsächliche absolute Wert noch höher. Der in der aktuellen Studie ermittelte Umsatz des Sportsektors liegt damit um zwei Milliarden Euro höher als der in der Studie aus dem Jahr 2017 ausgewiesene Umsatz. Die Sportveranstaltungen im Land stellen sich weiterhin als Umsatzmotor dar: Dabei belaufen sich allein die geschätzten Umsätze der zehn größten Sportveranstaltungen in Schleswig-Holstein auf etwa 115 Millionen Euro. Hinzu kommen noch einmal gut 24,5 Millionen Euro an Ausgaben der die Spiele der schleswig-holsteinischen Profimannschaften, vor allem im Fußball und Handball, Besuchenden.

Auch für den Arbeitsmarkt hat der Sport eine besondere Bedeutung. Der Effekt der Querschnittsbranche Sport auf den Arbeitsmarkt mit rund 51.460 sozialversicherungspflichtigen Erwerbstätigen bzw. 5,1 Prozent des Arbeitsmarktes ist dabei größer als beispielsweise derjenige der Querschnittsbranche „Maritime Wirtschaft“ (rund 37.000 bzw. 3,7 Prozent), einem anderen, in Schleswig-Holstein wichtigen Wirtschaftszweig. Betrachtet man darüber hinaus den Gegenwert der ehrenamtlichen Arbeit im Sport, die von rund 236.500 Menschen (2017: 168.000) freiwillig geleistet wird, so ergibt sich laut der vorliegenden Studie ein monetärer Wert des ehrenamtlichen Engagements (sogenannte „Arbeitsspenden“) in den Sportvereinen (rund 405 Millionen Euro) und Sportverbänden (rund 35 Millionen Euro) des Landes von insgesamt rund 440 Millionen Euro.

Der Wert des Sports für das Sportland Schleswig-Holstein lässt sich auch in Form von sportbedingten Steuereinnahmen beziffern, da die in der Untersuchung ermittelten Umsätze, Einkommen etc. größtenteils steuerpflichtig sind. Diese Steuereinnahmen des Landes betragen − gemäß der sogenannten weiten Vilnius-Definition des Sports – mehr als 237 Millionen Euro pro Jahr, was 2,06 Prozent der gesamten Steuereinnahmen des Landes entspricht. Sie entstammen zu großen Teilen den Betrieben und Mitarbeitern der Wirtschaftszweige Handel, Verarbeitendes Gewerbe (einschließlich der jeweils zugeordneten Handwerksbetriebe) sowie dem Gesundheits- und Sozialwesen.

Die Sportverbände sind mit ihren vielen angebotenen Lehrgängen außerdem eine große Bildungsinstitution im Land. So werden von ihnen pro Jahr mehr als 40.000 Personen aus-, fort- oder weitergebildet. Die dort erworbenen Kennnisse und Kompetenzen lassen sich auch in außersportlichen Kontexten anwenden. Dazu zählen etwa die pädagogischen und psychologische Inhalte oder die in den Ausbildungsgängen vermittelten sozialen Kompetenzen. Hinzu kommen Bildungs- und Sozialisationseffekte durch die soziale Interaktion in Sportvereinen, wo Werte, Normen und Prinzipien unserer Gesellschaft vermittelt werden. Darüber hinaus hat der Sport ein enormes Integrations- und Inklusionspotenzial, vor allem für Menschen mit Migrations- oder Fluchthintergrund und Menschen mit Behinderungen. Gerade in der aktuellen, herausfordernden gesellschaftlichen Situation ist auch die Demokratiefunktion, die Sportvereine innehaben, besonders herauszustellen. Sportvereine bieten gerade Jugendlichen und jungen Erwachsenen unmittelbar die Möglichkeit der Partizipation, d.h. der Übernahme von Verantwortung und der Einflussnahme auf vereinsbezogene Entscheidungen durch ehrenamtliches Engagement.

Bewegungsmangel ist für einen nicht geringen Anteil an sogenannten Zivilisationskrankheiten (Osteoporose, Rückenschmerzen, Diabetes, Krankheiten des Kreislaufsystems, Krebserkrankungen, Depression, Adipositas, Arthrose) verantwortlich, die sich durch regelmäßige Bewegung beispielsweise in Form von Sporttreiben vermeiden ließen. Diese und die damit einhergehenden Gesundheitskosten belaufen sich zusammengenommen auf gut eine Milliarde Euro (direkte Kosten) sowie knapp eine halbe Milliarde Euro (indirekte Kosten) in Schleswig-Holstein (jeweils Adipositas und Arthrose nicht mit einberechnet). Direkte Gesundheitskosten sind in diesem Zusammenhang Kosten, die durch die erforderlichen Behandlungen und Medikamente entstehen, wohingegen indirekte Kosten solche sind, die infolge von Lohnfortzahlungen bei dem Arbeitgeber bzw. der Krankenkasse sowie durch Frühverrentung/-pensionierung bei den entsprechenden Versicherungsträgern anfallen.

Zusammengefasst kommt die vorliegende Studie laut Prof. Flatau zu dem Ergebnis, dass der Sport in Schleswig-Holstein verschiedenste Wirtschaftsbereiche stimuliert, Arbeitsplätze generiert, Steuereinnahmen induziert, Menschen zu „Arbeitsspenden“ motiviert, eine Institution fachlicher und informeller Bildung ist, die Gesundheit fördert, die Persönlichkeit stärkt und Integrations- und Inklusionspotenzial besitzt. Der Sport in Schleswig-Holstein erweise sich damit als Motor für viele Lebensbereiche – besonders auch für die Wirtschaft, so der Wissenschaftler weiter.

LSV-Präsident Hans-Jakob Tiessen resümierte: „Die vorliegenden belastbaren Zahlen belegen eindrucksvoll, dass der Sport im Sportland Schleswig-Holstein weit mehr als ein nettes Freizeitvergnügen ist. Neben seiner hohen gesellschaftlichen Gestaltungsfunktion repräsentiert er auch − und dies ist eine der Kernaussagen der Studie − einen bedeutenden und dynamisch wachsenden Wirtschaftszweig in unserem Land. Der Sport ist somit ein kostbares Investitionsgut, das wertvolle individuelle, gesellschaftliche und soziale sowie auch zahlreiche wirtschaftliche Renditen produziert, deren Wert den Investitionsbetrag bei weitem übertrifft.“

Landtagspräsidentin Kristina Herbst bedankte sich bei den Verantwortlichen für die vorgelegte Studie: „Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie diese Studie in Auftrag gegeben haben. Sie erneuert und erweitert unsere Informationsbasis gerade auch mit Blick auf die Vorgängerstudie aus dem Jahr 2017“, sagte Herbst. Die Studie bilde eine wichtige Diskussionsgrundlage für die Gesellschaft und die Politik. „Dem Sport kommt in vielerlei Hinsicht eine enorm wichtige Bedeutung für unser gesellschaftliches Zusammenleben zu. Ob als beliebte Freizeitaktivität, zur Gesunderhaltung, als Integrations- oder Inklusionsstütze, Sport verbindet Menschen. Nicht zuletzt durch das großartige ehrenamtliche Engagement von ganz vielen Bürgerinnen und Bürgern ist der Sport von unschätzbarem Wert für unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt“, unterstrich die Parlamentspräsidentin. „Sport ist aber auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für Schleswig-Holstein und für ganz Deutschland“, ergänzte Herbst. Gerade auch dieser wirtschaftliche Wert des Sports werde durch die Studie sehr transparent gemacht. Die Verknüpfung von Sport und Wirtschaft sei ein Thema, dem man zukünftig noch mehr Aufmerksamkeit widmen solle, schloss die Landtagspräsidentin.

Die Studie finden Sie hier als PDF: "Wert des Sports im Sportland Schleswig-Holstein"