Präambel
Deutschland ist ein Einwanderungsland. Die Struktur, das Angebot und die Botschaften des Landessportverbandes Schleswig-Holstein e.V. (LSV) sollen dies widerspiegeln. Das Land Schleswig-Holstein hat sich an der Entwicklung des Nationalen Integrationsplans des Bundes im Bereich Sport beteiligt, an der auch der LSV mitgewirkt hat. Vertreter des LSV haben an einer Anhörung beim Bundestag in Berlin teilgenommen, und die Kooperation des LSV mit dem EU-Projekt des Flüchtlingsrates Schleswig-Holstein "Land in Sicht" hat ein Positionspapier zur Interkulturellen Öffnung entwickelt. Ziel ist es, die Rolle des Sports bei der Integration von Migrantinnen und Migranten weiter zu stärken und Vereinen und Verbänden nach dem Prinzip der Nutzung der vielfältigen Ressourcen (Diversity Managing) Handlungsempfehlungen zu geben.
Um eine effektive und sinnvolle Integrationsarbeit leisten zu können, sollen die Vereine vom LSV und seinen Fach- und Kreissportverbänden unterstützt werden.
1) Sport und Interkulturelle Orientierung
Sportvereine können als interkulturelle Begegnungsräume definiert werden. Sie sollen die soziale Zusammensetzung der Gesellschaft widerspiegeln. Sportliche Aktivitäten bieten Begegnungsmöglichkeiten und können unter bestimmten Bedingungen interkulturelle Kompetenzen fördern.
Möglichkeiten für interkulturelle Begegnungen im Sport:
- Sensibilisierung der Vereine und Verbände im LSV zur interkulturellen Öffnung
- Verdeutlichung der interkulturellen Öffnung nach außen (Imagekampagne)
- Konzipierung von Angeboten für spezifische Gruppen
- Pluralisierung von Trainingsmethoden, so dass auch Erkenntnisse aus den präsenten Einwanderungsländern Eingang in den Trainingsalltag finden
- Anwerbung und Ausbildung von Migrantinnen und Migranten als ehrenamtlich Tätige auf allen Ebenen
So können folgende Ziele erreicht werden:
- Abbau von Vorurteilen
- Aufbau kommunikativer Fähigkeiten und Strukturen
- Entwicklung von Fähigkeiten zur Bearbeitung von (interkulturellen) Konflikten
2) Die integrativen Aufgaben von Sportvereinen
Sportliche Betätigung baut das Selbstvertrauen auf. Die Aktiven fühlen sich respektiert, erfahren Anerkennung und können sich dadurch selbstsicherer im gesellschaftlichen Umfeld bewegen. Dies bietet insbesondere Chancen für Menschen, die im Alltag Diskriminierungen ausgesetzt sind. Sport unterstützt die Stärkung der sozialen Kompetenzen und fördert die Konfliktfähigkeit. Studien belegen zudem, dass regelmäßige körperliche Aktivität die Stresstoleranz erhöht. Dies kann insbesondere für Migrantinnen und Migranten, Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler und Flüchtlinge, die aufgrund ihrer Migrations- und Diskriminierungserfahrungen höheren Stressbelastungen ausgesetzt sind, von großer Bedeutung sein.
Hierzu können folgende Ressourcen bereitgestellt werden:
- Informationsmaterialien und Handreichungen in verschiedenen Sprachen, die die Verantwortlichen in Sportvereinen für das Thema sensibilisieren und
Eingewanderten erläutern, wie der organisierte Sport in Deutschland funktioniert - Förderung und Unterstützung bei der Einstellung und Qualifizierung von Trainerinnen und Trainern mit Migrationserfahrung
- Spezifisches interkulturelles Kompetenztraining
- Aufbau von Vernetzungsstrukturen, insbesondere mit Schulen
- Entwicklung von bedarfsorientierten Angeboten, die es spezifischen Zielgruppen er- möglichen, zu partizipieren
- Aufbau und Förderung internationaler Kooperationen insbesondere mit den Herkunfts- ländern der Eingewanderten
3) Integration durch Sport und Nutzung der vielfältigen Ressourcen/ Befähigungen (Diversity Managing and Empowerment)
Auch wenn immer mehr Vereine jugendliche Migrantinnen und Migranten als aktive Mitglieder gewinnen werden, ist die Integration von Menschen nicht-deutscher Herkunft in die deutsche Sportvereinslandschaft nur ungenügend verwirklicht: Weder sind Migrantinnen und Migranten in Sportvereinen immer willkommen, noch sind sie in allen Sportarten und auf allen Verbandsebenen vertreten. So liegt der Organisationsgrad von Migranten bei 10,1%, gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil von 18,4% (15 Millionen) sind sie dennoch unterrepräsentiert. In Schleswig-Holstein liegt er etwa bei 9 % und damit etwas niedriger als im Bundesdurchschnitt. Nur 2,6 % aller Ehrenamtlichen in Sportvereinen haben einen Migrationshintergrund, in SH sind es 2,2 %. Der Anteil der Migrantinnen an Vereinsmitgliedschaften liegt bei ca. 1%.
Auch die Integration im Arbeitsfeld "Sport" (als Trainerinnen und Trainer, Übungsleiterinnen und Übungsleiter, etc.) ist bisher eher mangelhaft.
Zahlreiche qualifizierte Sportlerinnen und Sportler sowie Sportpädagoginnen und Sportpädagogen, die häufig ausgezeichnete interkulturelle Kompetenzen mitbringen, sind ohne Beschäftigung. Ihre Ausgrenzung bedeutet eine unnötige Verschwendung von Ressourcen. Migrantinnen und Migranten, Flüchtlinge und Aussiedlerinnen und Aussiedler, die in ihren Herkunftsländern sportlich aktiv waren, können eine wichtige Vorbildfunktion nicht nur für Jugendliche mit Migrationshintergrund erfüllen.
Selbstorganisierte Migrantensportvereine bieten Migrantinnen und Migranten und Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedlern die Möglichkeit in ihren sozialen Gemeinschaften Sport und Bewegung zu betreiben und haben häufig Sportpädagoginnen und Sportpädagogen mit Migrationshintergrund ermöglicht, einer Beschäftigung nachzugehen, die ihnen Anerkennung verschafft, die sie im Alltag vermissen. Migrantensportvereine sind ein wichtiger Bestandteil von Einwanderungsländern. Sie stellen notwendige Integrationsleistungen bereit und tragen zu einer Entspannung zwischen Gesellschaftsgruppen bei. Durch Bewerbung "neuer" Sportarten kann den etablierten Vereinen eine neue Mitgliedergruppe eröffnet werden.
Aufgaben des LSV und seiner Mitgliedsvereine und -verbände
- Nutzung von verdeckten Ressourcen (Diversity-Managing)
- Hilfestellung bei der Anerkennung der sportlichen Leistungen von Zuwanderern bspw. im Asylverfahren oder bei Einbürgerungsverfahren
- Unterstützung von Sportlerinnen und Sportlern sowie Sportpädagoginnen und Sport- pädagogen mit Migrationshintergrund, indem die Gleichwertigkeit der Ausbildung anerkannt und der berufliche Einstieg erleichtert wird
- Gewinnung von ehrenamtlich Tätigen mit Migrationserfahrung
- Einsatz von Sportlerinnen und Sportlern als Integrationsbotschafterinnen und
Integrationsbotschafter
- Werbung für Sportarten aus den Hauptherkunftsländern der Migrantinnen und Migranten
Das Postitionspapier finden Sie hier als PDF.