SPORT FÜR ALLE - Sport mit Geflüchteten

Aktuelles: Veröffentlichung der Interviewstudie zur Evaluation

Die Abteilung „Integration durch Sport“ des Landessportverbands Schleswig-Holstein hat Anfang 2024 eine Evaluationsstudie in Auftrag gegeben, um eine Wirkungsanalyse für das Projekt „Sport für Alle – Sport mit Geflüchteten“ zu erstellen. Das Projekt wird vom Ministerium für Inneres, Kommunales, Wohnen und Sport des Landes Schleswig-Holstein gefördert und von den Verantwortlichen des DOSB-Programms „Integration durch Sport“ koordiniert.

Eine kurze Zusammenfassung finden sie hier. Die Gesamte Studie steht Ihnen im Downloadfenster zur Verfügung.


Details zum Projekt:

Der Landessportverband hat bereits seit März 2015 ein Maßnahmenpaket zur Integration von Geflüchteten in und durch den Sport in Schleswig-Holstein initiiert. Dieses Maßnahmenpaket beinhaltet u.a.:

  • Übernahme des Versicherungsschutzes für die Geflüchteten
  • Eine themenbezogene Steuerungsgruppe und die Sensibilisierung der Vereine und Verbände bezüglich des Themas Geflüchtete
  • Unterstützung der Netzwerkarbeit vor Ort
  • Qualifizierungsmaßnahmen

Für das Projekt stehen 2023 Mittel in Höhe von 300.000 Euro finanziert vom Ministerium für Inneres, ländliche Räume, Integration und Gleichstellung und dem Landessportverband Schleswig-Holstein zur Integration in und durch den Sport zur Verfügung.

Gefördert werden u.a.

  • Aufwandsentschädigungen für Übungsleiterinnen und Übungsleiter
  • Sport- und Spielgeräte sowie Sportbekleidung (max. 50% bei Verbleib im Verein)
  • besondere Integrationsmaßnahmen.
  • Auch die Qualifizierung von Übungsleiterinnen und Übungsleitern mit dem Ziel der interkulturellen Öffnung des Vereins kann unterstützt und gefördert werden.

Die Richtlinien und den Projektantrag zur Förderung der Integration von Geflüchteten in den Sport finden Sie hier:

Das Maßnahmenpaket des Landessportverbandes in der Übersicht:

  • Übernahme des Versicherungsschutzes durch den Landessportverband für Geflüchtete, die an Angeboten in den Vereinen und Verbänden des Landessportverbandes teilnehmen wollen. Dieser Schutz gilt sowohl für die Sportlerinnen und Sportler als auch für Begleitpersonen.
  • Themenbezogene Steuerungsgruppe, in der u.a. Vertreter des LSV, der Sportjugend Schleswig-Holstein, des Flüchtlingsrates, des Ministeriums für Inneres , Kommunales, Wohnen und Sport mitarbeiten, um alle Fragen zum Thema kurzfristig und lösungsorientiert zu bearbeiten.
  • Zusammenführung der örtlichen Kontaktstellen für Geflüchtete mit Vereinen und Verbänden des Landessportverbandes durch Projektmitarbeiter und Integrationslotsen in den Kreisen.
  • Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft u. Kultur des Landes Schleswig-Holstein in Bezug auf schulpflichtige Kinder und Jugendliche. Dabei Förderung der Kooperation von Vereinen mit DAZ-Zentren (Deutsch als Zweitsprache), in denen schulpflichtige Kinder und Jugendliche unterrichtet werden.
  • Sensibilisierung der Sportvereine und -verbände bezüglich der Integration von Geflüchteten und des interkulturellen Öffnungsprozess vor Ort.
  • Themenbezogene Qualifizierung der Vereine und Verbände.
  • Finanzielle Unterstützung von Maßnahmen/Angeboten für Vereine und -Verbände des Landessportverbandes und in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen.
  • Ein Antwortkatalog (Fragen und Antworten) als Unterstützung für die Vereine und Verbände zu Themen wie notwendige Vereinsmitgliedschaft, Teilnahme am Wettkampfbetrieb der Verbände, Residenzpflicht, minderjährige Geflüchtete, Sozialleistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket etc. 

Wenn Sie weitere Fragen haben, nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf oder schauen Sie in den Fragen und Antworten.

Informationen zu Fördermöglichkeiten finden Sie hier.

Evaluationsstudie zeigt erstmals die Wirkungslogik und Gelingensfaktoren von Integrationslots*innen im Sport in Schleswig-Holstein

Die Genese der Studie

Eigene grafische Darstellung zur Evaluationslinie 1 – Wirkungslogik mit folgender Fragestellung: Inwiefern tragen die Angebote und Maßnahmen der Integrationslots*innen im Sport in Schleswig-Holstein zur wirksamen Integration von Geflüchteten und Menschen mit Migrationshintergrund bei?

Eigene grafische Darstellung zur Evaluationslinie 2 – Gelingensfaktoren mit folgender Fragestellung: Welche Faktoren fördern oder hemmen den Erfolg des Projekts?

Aus den Ergebnissen abgeleitete Empfehlungen für das Projekt

1. Das Projekt „Sport für Alle – Sport mit Geflüchteten“ sowie die finanzielle Unterstützung für Integrationslots*innen im Sport in Schleswig-Holstein langfristig absichern bzw. verstetigen. Eine Mindestdauer der Förderung über drei Jahre ermöglicht es, Teilprojekte der Integrationslots*innen mit der notwendigen Sorgfalt und den erforderlichen Ressourcen umzusetzen, während den Integrationslots*innen eine sichere Perspektive geboten werden.

2. Die Prozesse der Antragstellung durch eine standardisierte Struktur vereinfachen, um die Verwaltung von Fördermitteln effizienter zu gestalten.

3. Die Öffentlichkeitsarbeit durch professionelle Unterstützung des LSV ausbauen, um die Sichtbarkeit des Themas Integration zu erhöhen. Dies sollte die interkulturelle Öffnung für eine breite Bevölkerung fördern und der wertvollen Arbeit der Integrationslots*innen Anerkennung verschaffen. Dafür werden Personalressourcen vom LSV benötigt, um die Integrationslots*innen zu unterstützen, die nicht ausreichend dafür geschult sind. Das Seminar zur Öffentlichkeitsarbeit war ein guter Ansatz, der weiter ausgebaut werden sollte.

4. Die Vereinbarkeit von ehrenamtlicher Tätigkeit im Sport und der Ausübung des hauptamtlichen Berufs durch gezielte Maßnahmen zur besseren Work-Life-Balance fördern. Eine angemessene Aufwandsentschädigung für ehrenamtliches Engagement sollte ebenfalls Teil der Maßnahmen sein, um das Engagement langfristig zu sichern.

5. Sportangebote gezielt fördern, die Menschen mit und ohne Migrationshintergrund zusammenbringen, um die soziale Integration, Vielfalt und den interkulturellen Austausch zu stärken.

6. Sprache und Sport systematisch verbinden, indem im Rahmen von Sportangeboten Deutsch als primäre Kommunikationssprache genutzt wird. Zudem sollten spielerische Ansätze entwickelt werden, die Sprache und Sport kombinieren, um den Spracherwerb zu fördern.

7. Die Integrationslots*innen sind motiviert, sich weiterzubilden. Angesichts der Bedeutung von Bildung in einem so vielfältigen und anspruchsvollen Aufgabenfeld wie der Integration sollte Qualifizierung weiterhin gestärkt werden, beispielsweise durch ein Bonusprogramm für Fördermittel. Dabei sollte dies nicht zur Voraussetzung für Fördermittel werden, sondern als Bonus für bestimmte Fördersummen gelten, wenn sich die Integrationslots*innen oder Beteiligte ihrer Projekte mit Unterstützung ihrer Vereine bzw. Verbände fortbilden.

Kurzzusammenfassung

Die vorliegende Studie umfasst die Evaluation des Projekts „Sport für Alle – Sport mit Geflüchteten“. Die Dokumentation der Tätigkeiten und die Aussagen der Integrationslots*innen werden zur detaillierten Beschreibung des Tätigkeitsprofils genutzt und in die Evaluationskriterien der Wirkungslogik und Gelingensfaktoren eingeordnet. Weiterhin wurden die Evaluationslinien Wirkungslogik und Gelingensfaktoren sowie die dazugehörigen Fragestellungen entwickelt. Die methodische Umsetzung erfolgt durch 10 qualitative Interviews, die vom 7. Juni bis zum 16. Juli 2024 geführt wurden. Die Auswertung erfolgt über die Zusammenfassende Inhaltsanalyse nach Mayring. Die Ergebnisse der Evaluationslinie Wirkungslogik, die über Output, Outcome und Impact beschrieben werden, bieten eine differenzierte Darstellung der Arbeit der Integrationslots*innen im Sport in Schleswig-Holstein. Die Ergebnisse der Evaluationslinie Gelingensfaktoren weisen auf die Möglichkeiten und Grenzen des Projekts aus der Sicht der Integrationslots*innen hin. Aus den Gelingensfaktoren können Empfehlungen für das Projekt abgeleitet werden, die von den Projektverantwortlichen kontextabhängig eingeordnet werden müssen. Die Wirkungen des Projekts „Sport für Alle – Sport mit Geflüchteten“ stehen im Verhältnis zu den öffentlichen Fördermitteln und den persönlichen Ressourcen vieler Projektbeteiligter. Die Studie kann nicht den Wert des Projekts für die Gesellschaft in Zahlen ausdrücken, sie lässt jedoch die Qualität der Integrationsarbeit nachvollziehen. Diese Integrationsarbeit über den Sport ist ein wichtiger Faktor für die Bewältigung der zuwanderungsbedingten Herausforderungen in Schleswig-Holstein und bildet ein zentrales Element, wenn es darum geht, Vielfalt im Sport zu leben und eine inklusive, demokratiefreundliche Gesellschaft zu fördern.